Liebe Interessierte, Freunde und Geschwister,
ein unter ChristInnen bekannter Bibelvers aus dem Buch des Propheten Jesaja lautet:
“Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr‘s denn nicht?“
(Jesaja 42,18-19)
Mein erster Gedanke dazu: „Das passt nicht!“ Es passt jedenfalls nicht zur Jahreszeit Dezember bis Februar, in der dieser Gemeindebrief erscheint. Jetzt ist in der Natur nicht Aufbrechen und Wachsen angesagt, sondern das Gegenteil. Die Blätter verfärben sich und sind im Dezember weitestgehend abgefallen. Die Natur geht in den Winterschlaf. Die Straßenverhältnisse werden schlechter, die Tage dunkler, es wird kälter. Und so, wie es in der Natur ist, geht es uns mitunter auch in der Seele. Die Psyche neigt in der dunklen Jahreszeit dazu, sich in einer Abwärtsspirale nach unten ziehen zu lassen. „Neues wächst auf“, das passt wirklich nicht in die Jahreszeit.
Andererseits bahnt sich im Alltag unserer Gemeinde viel Neues an. Ein Anbau im Gemeindehaus Holzhausen. Ein Umbau des Gemeindehauses in Oberdresselndorf zu einer Tagespflegeeinrichtung. Wie viele von uns wohl hierbei denken, „Das passt nicht!“, und beschreiten in Gedanken anstatt eines Weges der Begeisterung den der Abwärtsspirale der Skepsis oder gar der Verzagtheit. Dass es Gott ist, der hier Neues entstehen lässt, fällt schwer zu glauben.
Mir kommen Urlaubsbegegnungen in den Sinn. Ich erinnere mich an diese Formulierung: „Das passt schon!“ Je weiter man in den deutschsprachigen Süden bis nach Österreich reist, desto häufiger hört man den Satz: „Das passt schon!“ Gemeint ist, eine Sache oder eine Situation ist in Ordnung.
Bei vielen Gelegenheiten sagen die Leute: „Das passt schon!“
Oft dachte ich dann: „So richtig passt es doch nicht!“ Aber das lag wohl daran, dass ich zu der Sache eine andere Einstellung hatte. Mit „das passt schon“, ist manchmal gemeint: „das passt mir schon“, „für mich ist es in Ordnung“, „für mich langt es“, „ich bin damit zufrieden“.
So ist das mit bestimmten Bibelworten. Dem einen passen sie nicht in seiner Situation. Einem anderen aber sind sie Hoffnung und Ermutigung.
Ich denke voraus an die Weihnachtszeit, z.B. an den Liedvers: „Er kommt aus seines Vaters Schoß und wird ein Kindlein klein, er liegt dort elend, nackt und bloß in einem Krippelein“. „Das passt nicht!“ könnte man sagen, jedenfalls passt es doch nicht für die Geburt des königlichen Gottessohnes? Aber Gott selbst hat es so gepasst, sonst hätte er es anders gemacht.
Durch den Glauben eröffnet sich auch uns eine andere Perspektive über das, was uns zunächst nicht passt. Glauben gibt uns Kraft, die Bipolaritäten des Lebens auszuhalten. Glauben heißt Vertrauen. Gottvertrauen lässt in uns Kräfte wachsen und reifen, um trotz unerfüllter Sehnsüchte und in unvollkommenen Lebensumständen zu sagen: „Das passt schon!“
Paulus schreibt im Philipperbrief Kapitel 4,11-13:
„Ich habe gelernt, in jeder Lebenslage zufrieden zu sein. Ich weiß, was es heißt, sich einschränken zu müssen, und ich weiß, wie es ist, wenn alles im Überfluss zur Verfügung steht. Mit allem bin ich voll und ganz vertraut: satt zu sein und zu hungern, Überfluss zu haben und Entbehrungen zu ertragen. Nichts ist mir unmöglich, weil der, der bei mir ist, mich stark macht.“
Wäre er bei seiner Mission bis Österreich gekommen, hätte er den Menschen im Brief wohl geschrieben: „Das passt schon!“, weil ich Gott darin vertraue.
Dieses Vertrauen wünsche ich uns in den Herausforderungen, die das neue Jahr für uns als Gemeinde mit sich bringen wird. Dieses Vertrauen wünsche ich Euch für die persönlichen Belange des Lebens im Jahre 2019.
Pastor Reiner Morawe