Andacht für März – April

Liebe Gemeinde,  Freunde und Freundinnen der Gemeinde,

zum Ende des Winters und in Erwartung des Frühlings beginne ich mit dieser vermutlich unerwarteten Frage: „Was ist drin im Boden?“ Wie man erahnen könnte, muss es ja etwas mit unserem Leben als Christ/in zu tun haben oder mit dem Geschehen umzu der Gemeinde. Ich hoffe, jetzt wird mit spannender Erwartung weitergelesen.
Hat das Bauamt anlässlich unseres Anbaus am Gemeindehaus Bodenproben genommen und Hiobsbotschaften zur Baugenehmigung  gesendet?
Weit gefehlt. Es ist eine wichtige Frage der Landwirtschaft. Warum die Frage so wichtig ist und worauf es beim Boden ankommt, lerne ich von einem Landwirt aus Bremen, der in einem Bremer Magazin einen Artikel zum Thema geschrieben hat. Ich hätte nicht gedacht, dass ich bei meinem Kurzurlaub in der Großstadt Unterricht in Landwirtschaft erhalte. Doch schon der Apostel  Paulus wunderte sich, ebenso fragend wie feststellend: „Wie unerforschlich sind Gottes Wege?!“ (vgl. Römer 11,33).
Mit freundlicher Genehmigung des Landwirtes Hajo Kaemena aus Bremen dürfen wir hier seinen Artikel abdrucken. Ich empfehle, ihn zu lesen und anschließend nehme ich die Frage noch einmal auf, was das alles mit dem christlichen Glauben zu tun hat.

„Was ist drin im Boden?
Eine wichtige Arbeit jetzt im Winter ist die Bodenuntersuchung. Mit meinem Hund in Begleitung bin ich heute kreuz und quer über die Felder gelaufen. Immer wieder sind wir kurz angehalten und haben mit einem Bohrstab etwas Boden aus der Schicht von oben bis in 30cm Tiefe eingesammelt. Die Proben werden für jedes Feld einzeln genommen, gut gemischt und dann an ein Analyselabor geschickt. Nach ein paar Tagen bekomme ich eine genaue Aufstellung darüber, welche Nährstoffe in welcher Menge auf dem jeweiligen Feld vorhanden sind.
Das ist sehr wichtig zu wissen, denn in wenigen Wochen sollen die Pflanzen wieder austreiben, wachsen und gute Erträge bringen. Das können sie nur, wenn es ihnen gut geht, wenn sie mit allen wichtigen Nährstoffen ausreichend versorgt sind. Ein Mangel würde zu geringeren Erträgen führen, weil die Pflanze hungert. Sie wird sogar anfällig und könnte krank werden.
Zuviel Nährstoffe sind auch nicht gut, die werden von der Pflanze nicht aufgenommen und können zum Teil ins Grundwasser gelangen.
Hier kommt auch das Nitrat ins Spiel, über das im Moment viel geredet wird. Nitrat ist eine Form von Stickstoff und dieser ist einer der wichtigsten Pflanzennährstoffe. Die Pflanzen brauchen Nitrat, ohne dieses würden sie eingehen. Nur wenn sich zu viel Nitrat im Boden befindet ist das nicht gut, auch dies kann ins Grundwasser kommen.
Im Herbst haben wir einige Flächen mit Pferdemist gedüngt. Nun wird mir das Ergebnis der Bodenuntersuchung sagen, ob eventuell noch etwas fehlt. Ich kenne den Bedarf der Pflanzen und könnte jetzt noch gezielt mit Mineraldünger einen Mangel ausgleichen. Auch die Nährstoffwerte des Mistes sind bekannt und bei der Ausbringung wurde schon darauf geachtet, dass überall die richtige Menge hinkommt.
Wenn dann im Frühjahr alles passt, können die Pflanzen gut wachsen und es gibt bald wieder leckere Erträge!
Und was ist sonst noch so drin im Boden…?
Ab und zu mal eine Maus – um die kümmert sich mein Hund dann, ganz ohne vorherige Untersuchung!“

(Hajo Keamena)

In der Bibel wird in vielen Gleichnissen von der Landwirtschaft gesprochen. Sogar von einer Bodenprobe ist die Rede. Es dürfte die erste in der Weltgeschichte erwähnte Bodenprobe sein, die Mose den sogenannten Kundschaftern in Auftrag gibt, um das Land zu erforschen, dass Gott zum Leben des Volkes Israel vorgesehen hat (4. Mose 13,17-20):

„Als nun Mose sie aussandte, das Land Kanaan zu erkunden, sprach er zu ihnen: Zieht da hinauf ins Südland und geht auf das Gebirge und seht euch das Land an, wie es ist, ob’s gut oder schlecht ist und wie der Boden ist, ob fett oder mager, und ob Bäume da sind oder nicht. Seid mutig und bringt mit von den Früchten des Landes. Es war aber eben um die Zeit der ersten Weintrauben.“

Bibelkundigen ist das Ergebnis der Bodenprobe bekannt. Das Land war klasse und versprach hervorragende Ernte und Früchte. Aber genießen konnte es das Volk dann doch nicht. Die Wüste war für die nächsten Jahre der Boden, auf dem sie sich bewegten. Was lief da schief?

Das alles hing damit zusammen, dass auch Glauben bzw. das Vertrauen in Gott einen guten und gesunden Boden braucht. Und da hatte man es versäumt, rechtzeitig Bodenproben bei den Menschen zu nehmen. Denn dann hätte man noch rechtzeitig mit der Zufuhr wichtiger Nährstoffe gegensteuern können.

Was sind die Nährstoffe für den Boden des Glaubens.  Zwei wichtige Nährstoffe will ich nennen. Zuallererst natürlich das Wort Gottes. Es heißt in Matthäus 13,23: „Bei dem aber auf gutes Land gesät ist, das ist, der das Wort hört und versteht und dann auch Frucht bringt; und der eine trägt hundertfach, der andere sechzigfach, der dritte dreißigfach.“
Sicher sind einige unserer MitbürgerInnen der Meinung, dass die Bibel und manches, was sie darin lesen „Mist“ sei. Und doch, wie der Landwirt weiß, lässt sich mit „Mist“ der Boden gut düngen. Das ist erneut so eine Bestätigung der Feststellung über den Schöpfer im Römerbrief: „Wie unerforschlich sind Gottes Wege!“ Wer seinen Glauben mit Gottes Wort düngt, der weiß, welchen Segen es bringt.

Zu den Nährstoffen des Glaubens gehört auch die Beziehung zu anderen, insbesondere die Einbeziehung in einer heilsamen Gemeinschaft mit anderen ChristInnen. Der Theologe Hans-Joachim Eckstein sagt: Wir selber können „… nur gedanklich weiterkommen und gesund im Glauben werden, wenn wir zugleich eine Erfahrung von Gemeinschaft haben.“ Denn in einer christlichen Gemeinschaft erfahren wir Annahme und Liebe.  Eckstein weiter: „Gemeinschaft lebt nicht von Vollkommenheit, sondern von Vertrauen, Beziehung und Zuwendung.“ In einem entsprechenden (Um-)Feld mit gesundem Boden wird man durch die Liebe aufgebaut und gestärkt.

Kann man analog zu der Erfahrung aus der Landwirtschaft auch sagen, dass es ein „Zuviel“ des „geistlichen Nitrates“ gibt? Ich würde aus meiner Erfahrung als Pastor sagen: „Ja, wenn man dem Boden nicht die Zeit gibt, die Nährstoffe sinnvoll aufzunehmen und zu verarbeiten, dann kippt um, was an und für sich gesund und heilsam ist.
Jesus sagt in dem schon zitierten Vers des Matthäusevangeliums: „Bei dem aber auf gutes Land gesät ist, das ist, der das Wort hört und versteht und dann auch Frucht bringt;…“  Mit „verstehen“ meint Jesus die konstruktive Weiterverarbeitung des Gehörten. An anderer Stelle sagt Jesus:  „Wer aber hört und nicht tut, der gleicht einem Menschen, der ein Haus baute auf die Erde, ohne Grund zu legen.“ (Lukas 6,49)
Ich würde im Bild des Organischen sagen: Die Nährstoffe müssen weiterverarbeitet und umgesetzt werden. Und so ein Wandlungsprozess der guten Nährstoffe braucht auch seine Zeit. Wer nur hört  und nicht tut, wird keine Frucht bringen.

Der Boden muss stimmen. Noch ist es Winter. Wenn auch nicht mehr jetzt als Jahreszeit, so doch hoffentlich Im Zyklus des Lebens als Christ/in. Was ist drin im Boden des Glaubens? Jetzt ist noch Gelegenheit, Bodenproben an sich vorzunehmen und zu prüfen, was fehlt, was gut ist oder womit genug ist. Und dann kann der Frühling kommen, der Sommer zum Reifen. Und dann werden „die Pflanzen wieder austreiben, wachsen und gute Erträge bringen.“

Pastor Reiner Morawe