Ein Rückblick und die Frage wie es weitergeht

Liebe Gemeinde, Freunde und Freundinnen der Gemeinde,
mit der oben genannten Frage „Was ist drin im Boden?“ beginnt das Vorwort des vorangegangenen Gemeindebriefes. Hier kommt auch ein Bremer Landwirt zu Wort, der zu dieser Frage sagte:

„Das ist sehr wichtig zu wissen, denn in wenigen Wochen sollen die Pflanzen wieder austreiben, wachsen und gute Erträge bringen. Das können sie nur, wenn es ihnen gut geht, wenn sie mit allen wichtigen Nährstoffen ausreichend versorgt sind. Ein Mangel würde zu geringeren Erträgen führen, weil die Pflanze hungert. Sie wird sogar anfällig und könnte krank werden.“

In den vergangenen Wochen gingen mir diese Worte nicht aus dem Kopf. Wer hätte das gedacht, wie!!! anfällig wir schon sind. Nicht nur wir Christen, sondern die ganze Welt ist anfällig! Nicht nur die Menschen, auch die globale Wirtschaft, vor allem die Finanzwirtschaft, die Politik, die Infrastruktur, ja sogar das angeblich unbegrenzte Internet fing an zu schwächeln durch so einen kleinen, aber sich effizient vermehrenden Corona-Virus. Der Gemeindebrief war gerade einmal zwei Wochen im Umlauf, da brach vieles zusammen, was sonst öffentlich ist, der Schulbetrieb vor allem, große Veranstaltungen und kleine persönliche Begegnungen usw. Viele meinten mit genügend Nudeln und Toilettenpapier einen Impfstoff gefunden zu haben, der sie durch die Krise bringt. Viele dachten dabei nur an sich selber und hamsterten in Kaufhäusern und stahlen in Krankenhäusern alles, was nach medizinischem Schutz aussah und nicht niet- und nagelfest war.

Wer hätte gedacht, dass sich so rasch offenbarte, dass der Boden des menschlichen Lebens auf der Erde so anfällig und krank ist? Im wahrsten Sinn des Wortes über Nacht hat sich auch unser Gemeindeleben mit unseren Veranstaltungen und Plänen für einen Gemeindeumbau verändert.
Die von mir im letzten Gemeindebrief angesprochenen Nährstoffe für einen gesunden Boden sind das „Wort Gottes“ und „die Einbeziehung in einer heilsamen Gemeinschaft mit anderen Christen“, lest es nach. Aber wie kann das gehen, vor allem, wie kann man „Gemeinschaft leben“, wenn es ein Kontaktverbot gibt. P.S.: Ich halte es nicht nur für ein Verbot, sondern auch für ein „Nicht-Kontaktgebot“, wenn die Gesundheit und das Wohl von Nächsten mir ein Anliegen ist.

Ich habe das Gefühl, dass wir als Gemeinde und jeder von uns als einzelne/r, nun einer verordneten „Bodenprüfung“ unterstellt werden. Was ist wirklich drin im Boden? Wer oder was trägt mein Leben? Wie stark sind die Nährstoffe des Glaubens in den Boden meines Lebens eingedrungen?
Mir scheint es, wie die von Gott gebotene Sabbatzeit, die dem Boden gut tut:

3. Mose 25: 1: Und der HERR sprach zu Mose auf dem Berge Sinai: Rede mit den Israeliten und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, so soll das Land dem HERRN einen Sabbat feiern. Sechs Jahre sollst du dein Feld besäen und sechs Jahre deinen Weinberg beschneiden und die Früchte einsammeln, aber im siebenten Jahr soll das Land dem HERRN einen feierlichen Sabbat halten; da sollst du dein Feld nicht besäen noch deinen Weinberg beschneiden. Was von selber nach deiner Ernte wächst, sollst du nicht ernten, und die Trauben, die ohne deine Arbeit wachsen, sollst du nicht lesen; ein Sabbatjahr des Landes soll es sein. Was das Land während seines Sabbats trägt, davon sollt ihr essen, du und dein Knecht und deine Magd, dein Tagelöhner und dein Beisasse, die bei dir weilen, dein Vieh und das Wild in deinem Lande; all sein Ertrag soll zur Nahrung dienen.

Es ist Gottes Stimme, die vor tausenden Jahren schon davor warnte, das es kein ewiges Wachstum gibt, jedenfalls keines, das gesund wäre. Beim Boden ist uns heute klar, dass wir ihn mit unseren technischen und chemischen Möglichkeiten nur auslaugen würden und es aus Profitgier auch tun.
Ich denke das gilt auch für andere Bereiche des Lebens. Wie gut, dass ich kein Politiker und kein Ökonom bin. Sie haben schon die Lösung, wie es alsbald weitergehen kann: „Wachstum um jeden Preis“, „Die Wirtschaft muss wieder angekurbelt werden. Nur das hilft“. „Wenn das mal gut geht“, denke ich in Anbetracht des zitierten Bibelwortes.

Zum einen also sind wir in der Bodenprüfung, zum anderen sehe ich, dass unter uns in der Gemeinde etwas gewachsen ist, das dieser Prüfung standhält und unserer verordneten „Sabbatzeit“ gerecht wird. Das Wort Gottes wird weiter verkündet, auch bei uns. Und das Wort Gottes erreicht heute weltweit mehr Menschen als vor der Krise: dank der Begabung von vielen, durch ihre Kreativität, durch ihr großes Engagement und ihre Leidenschaft für den Glauben. So ist das auch in unserer Gemeinde.
Und dann ist da noch eine überwältigende Wertschätzung dafür, die uns von vielen per E-Mail, per Chat, in sozialen Medien oder per Telefon erreicht. Nicht zuletzt zeigt sich, dass wir uns auch in der Phase des strikten Kontaktverbots noch als Gemeinschaft im Blick hatten. So schlecht ist es mit unserem Boden gar nicht bestellt. Hier bewahrheitet sich das neutestamentliche Wort aus dem Brief an die Galater (Kapitel 2):

„Helft einander, eure Lasten zu tragen! Auf diese Weise werdet ihr das Gesetz erfüllen, das Christus uns gegeben hat. Macht euch nichts vor! Gott lässt keinen Spott mit sich treiben. Was der Mensch sät, das wird er auch ernten. […] Lasst uns daher nicht müde werden, das zu tun, was gut und richtig ist. Denn wenn wir nicht aufgeben, werden wir zu der ´von Gott` bestimmten Zeit die Ernte einbringen. Solange wir also noch Gelegenheit dazu haben, wollen wir allen Menschen Gutes tun, ganz besonders denen, die wie wir durch den Glauben zur Familie Gottes gehören.“

Wo und wie haben sich unsere Geschwister in den vergangenen Wochen eingebracht? Was kann ich noch tun? Wo stehen wir mit dem Gemeindeumbau? Wie geht es Einzelnen in der Krise? Was machen die Alten und was die Jungen? Wie geht es unseren MissionarInnen? Wie wird es weitergehen mit unseren Veranstaltungen? Antworten auf diese Fragen findet Ihr in diesem Gemeindebrief. Viel Spaß beim Stöbern.
Zum Schluss ein Wort des Dankes an unseren HERRN und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:

Danke, dass wir bislang vor ansteckender Krankheit bewahrt geblieben sind, in unserer Gemeinde, im Hickengrund, im Landkreis. Wir wissen, dass dies nicht selbstverständlich ist. Wir leben an einem privilegierten Ort und wir haben eine tolle Gemeinde, danke!

Reiner Morawe
Pastor